Stricken wie ein Weltmeister
«Können Sie mir helfen?» – so tönt es meist vielstimmig am Donnerstagnachmittag im Handarbeitszimmer des Isaak Iselin Schulhauses. Dann bringe ich Katzengestricktes wieder auf Vordermann, löse Knoten aus Stickfäden oder fädle Nadeln ein…
Y. ist ein aufgewecktes Bürschchen, mit dem Basler Dialekt steht es allerdings noch etwas auf Kriegsfuss. Trotzdem habe ich mit ihm «Stricken nach Grossmutterart» geübt: «Yynestäche, ummeschloo, duurezie und aabeloo.» Und bald ging es schon flott voran.
«Du strickst ja wie ein Weltmeister», merke ich das nächste Mal in der Stunde an. «Ja, ich kann es schon ganz gut» antwortet der Bub, «und weisst du, warum? Weil ich immer das Verslein sage, das du mich gelehrt hast.»
Balsam für die Seele. Der Kontakt mit den Kindern lässt auch die eigenen Wehwehchen fast verschwinden. Auch wenn ich nach einem «Handarbeitsnachmittag» im Projekt «Begegnung der Generationen» jeweils «fix und foxi» bin und mich zu Hause etwas hinlegen muss, ich möchte es nicht missen. Kurios ist zudem: Die aktuellen Handarbeitsstunden finden exakt in denselben Räumlichkeiten statt, in denen ich vor mehr als 60 Jahren versuchte, meine Strick- und Nähkünste zu perfektionieren.
Heidi Vultier