Omi

Omi

Ich spreche meine Mutter (knapp 93) mit Mamme oder mit Omi an, ebenso meine Geschwister… Für meine Kinder und Enkel ist sie jedoch die Omi. Und unsere Omi steht seit einigen Jahren auf Rückzug. Beim Putzen und bei der Medikamentierung nimmt sie Hilfe in Anspruch. Neu schauen wir Geschwister auch zum Speiseplan, auch dass die Briefpost und die Zahlungen im 4-Augen-Prinzip erledigt werden.
Die Geschichte aus meiner Sicht ist bald 60 Jahre lang, eine gegenläufige Entwicklung, eigentlich 08/15. Omi ist ein Kind ihrer Zeit, über den 2. Weltkrieg, die DDR, ihre Heirat im Westen, Hausfrau und Gehilfin ihres Ehemanns, Mutter, Gross- und Urgrossmutter, als Witwe Entdeckerin, nun immer passiver, müde.
Aus Sicht von Elijah, 4-jährig, ist die Geschichte einfach. Durch die Sitzplatztüre kommen alle vier, nachdem er geklopft hat. «Omi, ich bi do» , und dann dürfen alle eine Süssigkeit aus dem Schäleli auf dem Stubentischli nehmen. Omi freut sich, die Urenkel freuen sich, die Tochter nimmt den Weg zur Omi als Teil des Familienlebens wahr. Schönes 08/15 hier, nicht mehr wie überall, aber auch ich, Opa Christoph, bin froh und dankbar.

Christoph Dipner