Höhenangstüberwinder

Höhenangstüberwinder

Meiner Gotte und ihrem Mann (75/70 Jahre) schenkten wir zum Geburtstag einen Ausflug, Im Tessin gemeinsam über die Tibetanische Brücke zu gehen. Bei wunderschönem Sommerwetter trafen wir uns in Bellinzona… Rico verkündete uns als erstes, dass er bestimmt nicht über diese schwindelerregende Brücke gehen werde. Dies sei bei seiner Höhenangst unmöglich. Wir sollen schon losmarschieren, er würde dann mit der Gondel hochfahren und auf der anderen Seite auf uns warten. Ich zeigte Verständnis, erklärte ihm aber deutlich, dass ich in den Bergen keine Alleingänge toleriere. Da es sehr warm wurde und der Anstieg die ganze Kondition forderte, blieb keine Zeit für weitere Diskussionen. Ein Rast in der Mitte der Tour und schon sahen wir die wunderschöne Hängebrücke vor uns. Rico meinte, er würde das niemals schaffen. Er gehe auf dem gleichen Weg zurück. Ich versprach ihm, ein Foto zu machen und eine Überraschung auf der andern Seite. Plötzlich marschierte Rico los und setzte Fuss vor Fuss auf diese Hängebrücke. Ich fand kaum Zeit, ein Foto zu machen. So zielstrebig marschierte er über die hoch über dem Abgrund hängende Brücke. Mit sichtbarem Stolz und auch mit etwas wackeligen Beinen setzt er sich am anderen Ende auf einen Stein, während ich nochmals zurück lief, um gemeinsam mit meiner Gotte hinüberzulaufen. Als mein Mann und ich dann unsere Überraschung – eine gekühlte Flasche Champagner und Sunnerädli zum Apéro – aus dem Rucksack holten, wurden alle Augen vor Rührung feucht. Einerseits über den Erfolg, die Überraschung und mir über das erfolgreich gelungene Projekt zur Erinnerung.

Noch heute senden wir uns Erinnerungsfotos an diesen unvergesslichen Tag zu.

Sandra Pfister