Goldmünzen als Lohn
Die von mir betreute 94-jährige Dame ist schon leicht vergesslich. Nicht nur, dass sie ihre Unterlagen und Post an recht unterschiedlichen Orten in ihrer Wohnung verteilt, auch meine regelmässigen Besuche sind für sie, trotz vorheriger Vereinbarung, jedes Mal in gewisser Weise eine Überraschung… Jedoch überwiegt immer ihre Freude, mich zu sehen, so als ob ich schon ewig nicht mehr dagewesen wäre. Und dass ich von Pro Senectute komme und ihr sogar die gesamte «Administration» abnehme, erfüllt sie mit grosser Dankbarkeit. Dass sie in ihrem Fall für diese Dienstleistung nicht einmal bezahlen muss, quittiert sie jedes Mal von Neuem mit grossem Erstaunen und es entsteht fast der Eindruck, dass sie sich darüber etwas schämt.
Beim Besuch im letzten Dezember kurz vor Weihnachten wurde ich wiederum gefragt, was sie nun zu bezahlen hätte. Wie üblich meine Antwort: Nichts. Daraufhin ging sie zum Schrank, nahm eine Handvoll Schoggi-Fränkler heraus und zählte mir meinen Lohn ab, wobei sie grosszügig verfuhr und auch zwei Fünf-Fränkler dabei waren. Lange haben diese «Goldmünzen» nicht gehalten……
Rémy Knopp