Begegnung mit älteren Personen

Unweit von meinem Zuhause wohnt eine ältere, fast 100-jährige Frau, die oft im Rollstuhl sitzt oder einen Rollator braucht. Sie wird liebevoll von ihrer Familie betreut. Da die ältere Dame zusehend das Augenlicht verliert, wurde jemand für etwas Unterhaltung als Gesellschaftsdame gesucht... Ich habe sofort zugesagt! Wir zwei lernten uns kennen und es hat sogleich gefunkt. Wir verstehen uns prima.

Sie – im Rollstuhl, zart, fein, fast blind, mit einem grossen Wissen und geistig voll da. Ich einiges jünger und beweglicher. Meine Beweglichkeit und ihr Humor ergänzen sich bestens und wir verbringen viele gemeinsame Nachmittage zusammen. Wir fahren aufs Land, gehen shoppen und geniessen es, unsere Geschichte allen zu erzählen.

Es ist vorgekommen, dass der Bäcker uns ein Brötchen geschenkt hat und der Metzger uns zwei Blutwürste gratis mit auf den Weg gegeben hat. Das Erlebte geniessen wir in vollen Zügen und können noch heute darüber lachen.

Nicht immer aber läuft alles rund. Einmal sind wir ganz mutig im Wald durch ein Fahrverbot gefahren. Leider wurden wir vom örtlichen Forstwart erwischt und sanktioniert. Alles gute Zureden hat leider nichts genützt. Enttäuscht und niedergeschlagen haben wir die Busse bezahlt. Den Forstwart sehen wir ab und zu im Dorf, aber wir mögen ihn nicht mehr. Heute können wir darüber lachen – die Geschichte ist längst gegessen.
Das sind tolle erlebte Momente, zweier Personen die sich vor ein paar Monaten noch gar nicht kannten.

Doris Ferrari Renggli